Rußlandurlaub
Moskau
Daß die Metro-Stationen in Moskau prächtig sind, hatte ich gehört. Und auch wenn ich es mir noch grandioser vorgestellt hatte, so findet man doch an allen Ecken und Enden tolle Details.
Das hier war meine allererste Metro-Station. Ich war in Scheremetjewo gelandet und habe den Flughafen-Shuttle-Zug nach Belorusskaja genommen.
Ach ne, Belorusski ist die Eisenbahnstation, und Belorusskaja heißt dann die zugehörige Metro-Station. Details, Details…
Die Russen vertreten im Fernverkehr eine ganz einfache Ansicht: Wer nach Moskau kommt, will nicht durchreisen, sondern eben nach Moskau.
Und daher fahren Fernverkehrszüge auch nicht durch Moskau durch.
Rings um die Stadt liegen lauter Fernbahnhöfe, die nach dem „gegenüberliegenden Reiseziel” benannt sind, hier Weißrußland.
Und wer wirklich durchreisen will, muß sein Gepäck eben in die Metro schleppen, quer durch die Stadt fahren (und Moskau ist groß!) und dort im den gegenüberliegenden Fernbahnhof wieder einen Zug nehmen.
Bei uns gibts sowas nur in Kirchen…
Ich wollte eigentlich mal die Metro-Linien abfahren und die schönsten Stationen fotografieren, bin dann aber nie dazu gekommen. Außerdem haben Metro-Stationen natürlich so unvorteilhaftes Kunstlicht.
Wo wir schon bei Metro-Stationen sind: die liegen unter der Erde. Tief unter der Erde.
Nicht nur einmal habe ich gestaunt, wieviele hundert Meter Rolltreppe man zuweilen fahren muß.
Und auch sonst sind die Metro-Stationen wahre Monster: mein erster Tag auf Erkundung, ab zum Roten Platz. Ich komme in Borowitskaja an. Und will nur nach oben ans Tageslicht.
Bestimmt zwanzig Minuten bin ich durch die vier Metro-Stationen, die dort miteinander verbunden sind, geirrt. Ich habe mir stets gedacht, nimm die große Rolltreppe nach oben. Nach laaaanger Rolltreppenfahrt und vielen Dutzend Höhenmetern ging es aber immer nur wieder bergab zur nächsten Station.
Das kommt davon, wenn man nicht wenigstens soviel Russisch lernt, daß man „Выход в город” auf einem Schild erkennt.
Apropos Russisch lernen: Wer glaubt, er käme mit Englisch durch, wird von mir hiermit herzlich ausgelacht. Das klappt nichtmal in der Innenstadt von Moskau. In den Cafés am Roten Platz: vielleicht. In der sonstigen Innenstadt kaum.
Außerhalb Moskaus? Nimm dir einfach einen Strick.
Ausnahme ist Sankt Petersburg. Da spricht praktisch jeder Englisch.
Eine dieser verbundenen Metrostationen ist „Biblioteka Imeni Lenina”.
Vor der Bibliothek sitzt diesmal allerdings nicht Puschkin, sondern Dostojewski.
Und gleich an meinem ersten Tag in Moskau, direkt neben dem Roten Platz: Rettungskräfte. Ein Feuer in der Metro im Berufsverkehr. Der Metroverkehr ist ziemlich durcheinandergekommen, aber ich war weniger betroffen.
Und wenn man in Rußland ist, kann man auch russische Süßigkeiten essen. :-)
Apropos Essen: was ich dort gegessen habe, war alles fantastisch.
Vegetarier gibts dort anscheinend nicht, und wer Vegetarier ist, sollte sich den Rußlandurlaub vielleicht nochmal anders überlegen, auf viel Verständnis wird er nicht hoffen dürfen.
Warm gegessen wird gerne mindestens zweimal am Tag.
Und die Suppen! Ein Traum!
Gut, das hier war mir dann doch zu süß. Und zu geschmolzen. Ich hätte es nicht in der heißen Metro transportieren sollen.
Naja, und meine erste Oper habe ich auch gesehen: Hoffmanns Erzählungen.
Kyrillisch.
Eigentlich ganz einfach. Also das Transliterieren von Texten, verstehen kann ich natürlich trotzdem nichts. Und so ein paar Buchstaben habe ich mir dann doch nie merken können.
Trotzdem, mein großes Aha-Erlebnis hatte ich, als ich an einem Werbeplakat vorbeiging. Von der Lufthansa. Oben drüber groß gedruckt ein Wort. Also habe ich es einfach mal probiert. Buchstabe für Buchstabe, ganz langsam.
Hm, und was heißt das nun? Sprechen wir es nochmal am Stück aus, alle Laute einfach hintereinander. „Stewardess”! Das paßt zur Lufthansa. Mein erstes wirklich gelesenes russisches Wort! :-)
Naja, hier noch ein „Business Center”, anderswo sah ich noch eine „Hemingway Bar”.
Und die amerikanischen Fast-Food-Ketten sind auch alle kyrillisiert! McDonalds, Subway, alle.
Auf dem Weg zum Roten Platz.
Ich weiß nicht, was ein Telegrafen-Zentralirgendwas ist, aber ich fand die Rose rührend.
Paar Häuser weiter: eine Galerie bringt Gemälde außen am Haus an.
Roter Platz.
Ich habs mir beeindruckender vorgestellt, aber Alexandrowski Sad daneben (in meiner Vorstellung gehört der dazu) ist recht spektakulär.
Naja gut, die Basilius-Kathedrale ist natürlich schon ein Hingucker.
Wenigstens keine goldenen Kuppeln, sondern bunte Zwiebeln.
Goldene Kuppeln in Rußland sind für mich dasselbe wie buddhistische Tempeldächer in China: ich mag sie einfach nicht mehr sehen. Die ersten Tage ganz toll, aber irgendwann hat man es sowas von über.
Diese ganzen Türmchen mit Zwiebeln sind eigentlich eigene kleine Kirchen, die unter einem Dach vereint sind.
Und hier sehen wir auch eines der großen Probleme, die ich mit russisch-orthodoxen Kirchen habe, obwohl sie alle unglaublich prächtig und sehenswert sind: von „negative space” will da niemand etwas wissen.
Es gibt keinen freien Quadratzentimeter! Kein Fleckchen, das weiß gestrichen wäre. Heiligenbilder und Gemälde gehen immer direkt ineinander über, ohne Zwischenraum, Rahmen oder sonst etwas.
Mich erschlägt das völlig.
Auch das ist der Rote Platz: Männer in Militäruniformen, mit denen sich russische Touristen gerne für ein paar Rubel fotografieren lassen.
Ob das hier ein echter Veteran ist, bezweifle ich. Richtig albern fand ich dann aber die ganzen Peter-der-Große- oder Stalin-Darsteller.
Roter Platz, direkt neben der Basilius-Kathedrale: ich hätte ja gedacht, daß dieser Prestige-Platz etwas besser in Schuß ist.
Aber wie gesagt, Alexandrowski Sad finde ich hübscher.
Hinten das Grab des Unbekannten Soldaten an der Kremlmauer.
Davor sieht man die Ehrenmale für die ganzen sowjetischen Heldenstädte.
Zum Beispiel Smolensk.